
Stammzellen und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
Die Stammzellmedizin hat zuletzt beeindruckende Fortschritte gemacht. Inzwischen können Stammzellen aus dem Nabelschnurblut zur Therapie von mehr als 80 Krankheitsbildern genutzt werden, Tendenz steigend. eticur) selbst durfte vor einiger Zeit zur Heilung des kleinen Levin beitragen, der mit Hilfe von Nabelschnurblut-Stammzellen eine gefährliche Blutkrankheit besiegte.

Einsatz bei Leukämien und Lymphomen
Im Knochenmark werden alle aus den dort befindlichen Stammzellen alle Blutzellen gebildet. Bei Leukämie- und Lymphompatienten sind diese Blutzellen direkt betroffen. Im Krankheitsfall wird der Patient mit Hilfe von Chemotherapie und Bestrahlung behandelt, um sein Knochenmark mit den erkrankten Zellen zu zerstören. Anschließend werden gesunde Stammzellen übertragen. Voraussetzung dafür sind allerdings eigene, gesunde Stammzellen oder ein geeigneter Spender. Nabelschnurblut-Stammzellen haben hier gegenüber Stammzellen aus peripheren Blut oder Knochenmark wesentliche Vorteile. Sie können sowohl autolog (eigen) oder allogen (fremd) eingesetzt werden. Der autologe Einsatz bei Leukämie macht allerdings nur Sinn, wenn es sich um eine erworbene und keine angeborene Erkrankung handelt, da mit der Rückgabe auch wieder kranke Zellen in den Körper gelangen. Dann ist allerdings der Einsatz ideal, da es zu keiner Immunreaktion kommt.
Stammzellen bei anderen Krebserkrankungen
Aggressiven Krebserkrankungen werden oft mit einer Hochdosischemotherapie unter Verwendung von sehr großen Mengen an Zytostatika behandelt. Dabei werden vor allem Zellen geschädigt, die sich sehr schnell teilen. Das sind zum einen die Tumorzellen, gegen die sich die Behandlung richtet. Allerdings kann auch die Blutbildung des Patienten irreversibel geschädigt werden. Um diese unerwünschte Nebenwirkung zu korrigieren, werden Stammzellen nach der Behandlung dem Organismus zurückgegeben – entweder Zellen, die vorher entnommen wurden oder idealer Weise bereits seit Geburt vorhandene Nabelschnurblutstammzellen.
Stammzellen für die Regenerative Medizin
Das Ziel der Regenerativen Medizin ist die Wiederherstellung und Reparatur von kranken oder zerstörten Zellen, Gewebe, Knochen oder gar Organen. Mit Hilfe von körpereigenen Stammzellen und deren Züchtung konnten hier in den vergangen Jahrzehnten immense Fortschritte erzielt werden. Für die Regenerative Medizin sind ausschließlich autologe (eigene) Stammzellen von Nutzen, denn nur bei körpereigenen Zellen kann eine Abstoßungsreaktion ausgeschlossen werden. Bei allogenen (fremden) Stammzellen kann es zu Abwehrreaktionen kommen. Stammzellen aus der Nabelschnur haben hier eine besondere Bedeutung, nicht nur weil sie jung und unbelastet von Umwelt und Krankheitseinflüssen sind, sondern weil sie pluripotent sind, sich also noch in alle Gewebetypen entwickeln können.
Stammzellen leisten einen Beitrag zur Regeneration oder Ersatz von Knochen, Haut, Leberzellen, Nervenzellen, Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, Blutzellen, Knorpel, Herzmuskelzellen und Zähnen.
Die Regenerative Medizin ist ein großer Hoffnungsträger mit einer starken Forschungsdynamik. Nicht nur Knochen- und Knorpelschäden häufen sich im Alter, auch Volkskrankheiten wie Diabetes und Herzleiden treten vermehrt im späteren Leben auf. Bisher unheilbare Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson können vielleicht in Zukunft mit Hilfe von Nabelschnurstammzellen behandelt werden. Auch Kinder können bereits davon profitieren: Es gibt vielversprechende Ergebnisse von Studien bei Kindern mit frühkindlichen Hirnschäden.
Was ist heute schon Standard?
Bei vielen Krankheiten stellen blutbildende Stammzellen (hämatopoetische Stammzelltransplantation) heute bereits eine Standardbehandlung dar. Für einige Krankheiten sind sie die einzige Therapieoption, bei anderen Krankheiten werden sie eingesetzt, wenn andere Behandlungen versagt haben oder die Krankheit sehr aggressiv ist. Die folgende Übersicht enthält Krankheitsbilder, bei denen blutbildende Stammzellen verwendet werden.
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Akute lymphatische und myeloische Leukämie
Bei einer akuten Leukämie erfolgt eine rasche, drastische Vermehrung unreifer, nicht voll funktionstüchtiger weißer Blutzellen. Es muss umgehend mit einer Behandlung begonnen werden, ansonsten ist der Patient akut gefährdet.
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Chronische lymphatische und myeloische Leukämie
Eine chronische Leukämie beginnt schleichend, das Blutbild verändert sich nur langsam, Symptome treten häufig erst nach Jahren auf. Bei Fortschreiten mit Zunahme der unreifen Zellen ähneln die Symptome denen einer akuten Leukämie.
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Myelodysplastische Syndrome mit refraktären Anämien
Beim myelodysplastischen Syndrom erfolgt die Bildung der Blutzellen nicht wie gewöhnlich durch normale Stammzellen, sondern durch genetisch verändertes Zellmaterial. Daraus resultiert eine zunehmende Produktion fehlerhafter und nicht voll funktionstüchtiger Blutzellen.
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Hodgkin und Non-Hodgkin Lymphom
Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome sind bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems. Sie können in jeder Körperregion auftreten und entstehen durch eine Entartung der Lymphozyten.
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Andere Störungen der Blutzellbildung
- Aplastische Anämie
- Fanconi Anämie
- Sichelzell- Anämie
- Beta-Thalassämie Major
- angeborenen Thrombozytopenie
- Glanzmann-Thrombasthenie -
Angeborene Immunkrankheiten
- schwere kombinierte Immundefizienzen
- infantile genetische Agranulozytose (Kostmann-Syndrom)
- Teleangiektasie-Ataxie-Syndrom
- DiGeorge-Syndrom
- Hämophagozytische Lymphohistiozytose
- Wiskott-Aldrich-Syndrom
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Myeloproliferative Erkrankungen
Unter myeloproliferativen Erkrankungen versteht man eine Gruppe von malignen hämatologischen Erkrankungen, die durch Vermehrung einer genetisch veränderten Stammzelle im Knochenmark entstehen.
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Knochenmarkkrebs
- Multiple Myelom
- Plasmazell-Leukämie
- Waldenstrom-Makroglobulinämie
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Vererbte Stoffwechselstörungen
- Hurler-Syndrom
- Scheie-Syndrom
- Hunter-Syndrom
- Sly-Syndrom (Beta-Glucuronidase-Mangel)
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Leukodystrophie-Störungen
- Adrenoleukodystrophie (ALD)
- Krabbe-Krankheit
- Metachromatische Leukodystrophie
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Lysosomale Speicherkrankheiten
Lysosomale Speicherkrankheiten sind eine Gruppe von etwa 45 erblich bedingten Stoffwechselerkrankungen, die durch Fehlfunktionen beim Abbau von körperfremden und körpereigenen Substanzen ausgelöst werden. Von der reduzierten Enzymaktivität sind meist die Organe Leber, Milz und Haut, aber auch das Nervensystem, Knorpel und Knochen betroffen.
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Solide Tumore
Tumore, die nicht aus dem Blut oder dem Immunsystem stammen:
- Neuroblastom
- Medulloblastom
- Retinoblastom